7.3. Konsolen-E-Mail-Clients

Bei den meisten modernen E-Mail-Clients können die Benutzer auswählen, ob sie die E-Mails als Nur-Text oder als HTML senden möchten. Der Vorteil von E-Mail im HTML-Format besteht darin, dass sie Grafiken und interaktive Links zu Webseiten enthalten können. Eine bestimmte Schrift kann festgelegt werden, das Layout ist steuerbar, Texturen, Bilder und Hintergrund können hinzugefügt werden. Die Nachrichten sind daher für den Empfänger optisch ansprechend.

Andererseits sind E-Mails im Nur-Text genau das — nur Text. Sie sind alles andere als hübsch, in der Mail gibt es keine Bilder, es gibt keine besonderen Schriften. Nur-Text E-Mails sind schlicht.

Der Begriff Nur-Text bezieht sich auf die Textdaten im ASCII-Format. Nur-Text (im Englischen "plain text" oder "clear text") ist das Format, das am einfachsten zu portieren ist, da es von fast allen E-Mail-Applikationen auf allen möglichen Rechnern unterstützt wird.

In diesem Kapitel wird der Nur-Text E-Mail-Client mutt beschrieben.

7.3.1. Verwenden von mutt

mutt ist ein kleiner, aber extrem leistungsstarker, textbasierter Mail-Client für Unix-Betriebssysteme.

Die Konfigurationsdatei von mutt, ~/.muttrc., macht mutt sehr flexibel und leicht konfigurierbar. Allerdings handelt es sich hier um eine Datei, die neuen Benutzern Probleme bereiten könnte. Die Anzahl der Optionen, die in mutt zur Verfügung stehen, ist wirklich überraschend hoch. mutt ermöglicht den Benutzern das Steuern fast aller Funktionen, die mutt zum Senden, Empfangen und Lesen der Mails verwendet. Wie bei anderer leistungsstarker Software wird auch hier eine gewisse Zeit benötigt, um die Optionen und ihren Funktionsumfang zu verstehen.

Die meisten Optionen werden mithilfe von set oder unset abgerufen, mit Boolschen Werten oder Zeichenfolgenwerten wie zum Beispiel set folder = ~/Mail.

Alle Konfigurationsoptionen können jederzeit durch Eingabe von [:] gefolgt vom entsprechenden Befehl geändert werden. Beispiel: :unset help deaktiviert die bequemen Tipps zu den Tastaturbefehlen oben im Bildschirm. Um diese Tipps erneut zu aktivieren, geben Sie den Befehl :set help ein.

Wenn Sie sich nicht an den Befehl erinnern können, den Sie verwenden möchten, steht Ihnen immer die automatische Vervollständigung von Befehlen zur Verfügung.

Sie müssen Ihre bevorzugten Konfigurationsbefehle nicht jedes Mal eingeben, wenn Sie mutt ausführen. Vielmehr können Sie sie in einer Datei speichern, die bei jedem Programmstart geladen wird. Diese Konfigurationsdatei muss in Ihrem Home-Verzeichnis stehen. Sie muss entweder ~/.muttrc oder ~/.mutt/muttrc benannt werden.

Wenn Sie mutt starten, wird Ihnen zuerst ein Bildschirm mit einer Liste von E-Mail-Nachrichten angezeigt. Dieses Startmenü wird Index genannt.

Abbildung 7-8. mutt-Hauptbildschirm

Diese Nachrichten befinden sich in einem standardmäßigen Mailordner, der oft auch als Mailspool bezeichnet wird. Sie können ihn sich als eine Art Eingang vorstellen. Verwenden Sie die Tasten [K] und [J] auf Ihrer Tastatur, um die Markierung in der Nachrichtenliste nach oben oder nach unten zu bewegen.

Im Index oder den Pageransichten können Sie die Taste [R] verwenden, um auf eine Nachricht zu antworten, bzw. die Taste [M], um eine neue zu erstellen. mutt fordert Sie zur Eingabe der An:-Adresse sowie der Betreff:-Zeile auf. Ein Texteditor (der anhand der Umgebungsvariable $EDITOR in der Konfigurationsdatei definiert ist) wird dann gestartet, woraufhin Sie die Nachricht verfassen können. Schreiben Sie den Text, und wenn Sie speichern und den Editor beenden, sind Sie fertig.

Nach dem Bearbeiten Ihrer E-Mail zeigt mutt das Menü Compose (Verfassen) an, in dem Sie den Nachrichtenkopf individuell konfigurieren, die Kodierung ändern, Dateien anhängen oder einfach nur durch Drücken der Taste [Y] die E-Mail senden können.

Weitere Informationen finden Sie auf den man-Seiten für muttrc und mutt (geben Sie man muttrc oder man mutt am Shell-Prompt ein). Möglicherweise hilft Ihnen auch das mutt-Handbuch weiter. Das mutt-Handbuch ist unter /usr/share/doc/mutt-1.2.x installiert, wobei x für die Versionsnummer des auf Ihrem System installierten mutt steht.